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Redrum
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Redrum ist offline
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"Meine Damen und Herren,
haben Sie sich denn überhaupt schon an die neue Zeitrechnung gewöhnt?
Früher sagte man vor Christi Geburt, nach Christi Geburt... heut sagt
man vor den Anschlägen, nach den Anschlägen.

Es ist doch in den Nachrichten, immer wieder "Der erste Besuch von
Präsident Putin in den USA - nach den Anschlägen.", "Die erste
Welthandelskonferenz - nach den Anschlägen".

Wie war ihr erstes Bier nach den Anschlägen?

Ich mein, wer wird den Tag jemals vergessen, der 11. September, was
für ein Datum? Ein schöner Dienstag war das, der 11. September 1973.

Salvador Allende, der demokratisch gewählte Präsident Chiles, wurde
vom amerikanischen Geheimdienst aus dem Amt geputscht. 3000 tote
chilenische Demokraten -- sie erinnern sich doch alle, die
Menschenketten bei uns, die Spendenaktionen. Die hatten ja damals
alle keine Lebenensversicherung.

Ersetzt wurde Salvador Allende damals durch eine faschistische
Militärregierung unter Augusto Pinochet; den kennen sie aber noch!?
Ein *ausgewiesener* Menschenrechtsexperte.

Augusto Pinochet war für Chile das, was heute für Afghanistan die
Nord-Allianz ist. Die Amerikaner hatten bei der Auswahl ihrer
Verbündeten immer ein geschicktes Händchen, man kann das nicht anders
sagen.

Ja, ich weiß auch, der Kanzler hat gesagt, man soll hier nicht in
einen oberflächlichen Anti-Amerikanismus abgleiten ... aber .. meiner
ist gar nicht oberflächlich.

Ich habe auch gar nichts gegen Amerika, wirklich! Das ist ein
wunderbares Land, wirklich, das Problem sind die Menschen, die da
leben.

Die Gemütsverfassung des Durchschnitts-Amerikaners ist mit "naiv"
sehr wohlwollend umschrieben. Von der Welt wissen die Amerikaner so
gut wie gar nichts. Im Grunde wissen die Amerikaner von der Welt nur
eins: Wir sind die Guten!

Egal was passiert, es sind immer die Guten und das ist ja auch 'ne
schöne Sache. So ein einfaches Weltbild ist 'ne prima Sache. Das
kennen sie noch aus den Zeiten des Feminismus!?

Wenn man weiß, wer der Böse ist, hat der Tag Struktur.

Jahrzehntelang war für die Amerikaner die ganze Sache sehr einfach:
das Reich des Bösen war leicht zu finden, das lag im Osten, die
Sowjetunionon.

Der Kommunismus wurde bekämpft, an allen Fronten, man hat Bollwerke
aufgebaut -- zum Beispiel in Persien.

Man hat den Schah von Persien -- damals ein junger, aufstrebender
Diktator -- den hat man aufgerüstet, bis der Schah von Persien -- der
hatte ja immer flotte Frauen am Start -- bis der die viertgrößte
Armee hatte; als Bollwerk gegen den Kommunismus.

Als Dank dafür, hat der Schah von Persien dann seine eigene
Bevölkerung deermaßen geknechtet, geknebelt und ausgeblutet, daß die
armen Perser sich irgendwann in völliger Verzweiflung hinter einen
religiösen Führer geschart haben: Ayatollah Khomeni.

Ihre einzige Chance, den Diktator loszuwerden. Eine Millionen Perser
auf der Straße vor der viertgrößten Armee der Welt: "Schießt doch!
Schießt doch! Was wollt ihr machen? Schießt doch!"

Die Armee hat sich zurückgezogen, der Schah von Persien mußte
fliehen, zusammen mit Farah Diba, einem Köfferchen und ein bißchen
Geld -- ab in die USA.

Die Perser waren sauer; die Amerikaner hatten bis zuletzt zum Schah
gehalten. Die Amerikaner ware sauer; ihre wunderbaren Waffen waren
Ayatolla Khomeni in die Hände gefallen.

Ein islamistischer Fundamentalist! Da waren die Iraner plötzlich die
Bösen. Da haben die Amerikaner gesagt, jetzt müssen die bekämpft
werden. "Wer kann für uns die Iraner bekämpfen?" -- die machen das
nicht gerne selber, die Amerikaner.

Da haben sie einen sympathischen jungen Mann gefunden, der hieß
Saddam Hussein. Der wohnte gleich um die Ecke. Da haben sie gesagt,
paß mal auf, Hussein -- auch ein aufstrebender, junger Diktator
damals -- Hussein: wir rüsten dich auf, du marschierst im Iran ein
und klaust dem Khomeni ein paar Ölquellen.

Gesagt, getan, der Hussein da rein; ist nicht weit gekommen; die
Iraner haben sich gewehrt. Zehn Jahre lang: erster Golfkrieg. Wir
waren neutral -- wir haben beide Seiten mit Waffen beliefert.

Hussein hat irgendwann aufgegeben, hat gesagt ich sehe das ein, ich
komme da nicht weiter, hat sich in den Irak zurückgezogen -- waren
die Amerikaner wieder pampig, ne, kuck mal der Schlappschwanz.

Hat der Hussein gesagt: Okay, dann hole ich mir die Ölquellen in
Kuwait, da kommt man ja auch leichter rein. Da waren die Amerikaner
wieder sauer: Moment mal Freundchen, welches Land du überfällst, das
bestimmen immer noch wir!

Der Hussein wußte gar nicht was los war. Sie müssen sich das
vorstellen: Der Mann hatte sich einfach umgedreht, war mit seinen
Truppen wieder losgezogen und plötzlich war er das Arschloch; da
wurde der Hussein bekämpft.

Die Russen wurden auch in Afghanistan bekämpft von den Amerikanern.
Die Russen hatten Afghanistan besetzt -- sie erinnern sich:
Olympiaboykott 1980, da haben die Amerikaner gesagt: "Was haben die
Russen in Afghanistan zu suchen? Die müssen da raus! Wer kann das für
uns machen?" Da haben wieder einen sympathischen, jungen Mann
gefunden, der hieß Osama Bin Laden.

Den hat man ausgerüstet, seine Kumpels, die Mujahedin, wurden
trainiert, dann hat man gesagt: "Paß mal auf: Du gläubiger Moslem,
wir gläubige Christen. Wir werden die gottlosen Russen aus dem Land
treiben."

Osama Bin Laden und seine Mujahedin haben gekämpft zehn Jahre lang.
Ganz Afghanistan war am Ende in Schutt und Asche, aber die Russen
haben sich zurückgezogen.

Die Amerikaner haben gesagt: Super Mann, der Osama Bin Laden und
seine Mujahedin; tolle Kämpfer! Die Russen sind draußen. Euer Land
sieht zwar Scheiße aus, das geben wir zu, aber es ist ja nicht unser
Land, es ist Afghanistan -- viel Spaß damit! Und die Amerikaner sind
wieder nach Hause gegangen.

Dann begannen in Afghanistan die ersten Bürgerkriege. Die berühmte
Nord-Allianz, ja?, die war nämlich von '92 bis '96 schon ein mal an
der Macht in Kabul -- aus der Zeit stammen die ganzen Gebäudeschäden
da.

Das ist überhaupt keine Allianz. Das sind Räuberbanden! Die bekämpfen
sich am liebsten untereinander! Das sind Clan-Chefs, die haben
Truppen um sich geschart. Die wechseln die Seiten, sobald sie sich
einen Vorteil davon versprechen.

Sie müssen sich die Nord-Allianz wie so eine Art bewaffnete F.D.P.
vorstellen.

Natürlich waren die Anschläge in Amerika furchtbar, das muß man ja
wohl nicht immer wiederholen. Und wie immer, wenn das Entsetzen so
groß ist, daß einem wirklich die Worte fehlen, dann ist gleichzeitig
kein Mangel an hohlen Phrasen aus noch hohleren Köpfen.

"Nichts wird jemals wieder so sein, wie es war.", ne? Mein Kanzler in
Höchstform. "Jetzt sind wir alle Amerikaner!".

Ich habe schon Probleme genug damit, Deutscher zu sein, ich sage es
ihnen ganz ehrlich!

Und einmal in Fahrt faselte unser Kanzler dann noch von der
"uneingeschränkten Solidarität", und Angela Merkel hat noch einen
draufgesetzt.

Merkel hat in einer Pressekonferenz gesagt: "Solidarität heißt, im
Zweifelsfall zu allem bereit zu sein." -- und das habe ich immer
befürchtet, daß die Frau zu allem bereit ist, meine Damen und Herren.

Statt "Helm ab zum Gebet" heißt es jetzt "Hirn ab zur Solidarität",
oder was?

Wieso denke ich jetzt bei "Hirn ab zur Solidarität" an Israel?

[Stille im Publikum]

Oha, ich merke schon, das geht gar nicht -- das kann man jetzt als
Deutscher nicht mehr machen. Ich weiß, Antiamerikanismus geht im
Zweifelsfall gerade noch durch, aber Anti.... ja, sie denken doch
auch sofort an Antisemitismus, oder? Ich sehe es ihnen doch an.
Können sie mir bitte mal erklären, was die Kritik an der Politik des
Staates Israel mit Antisemitismus zu tun hat?

Auch viele Juden sind doch völlig entsetzt über das, was die
israelische Regierung da tut. Ariel Scharon hat mindestens soviel
Dreck am Stecken wie der Yassir Arafat. Wenn die israelische Armee in
den palästinensischen Gebieten mutmaßliche Terroristen einfach so
hinrichtet, oder wenn sie 14 jährige, steineschmeißende Jungs tötet
-- da hat der Möllemann natürlich völlig recht, wenn er das
Staatsterrorismus nennt.

Und es ist furchtbar genug, daß sich nur ein Politik-Clown wie
Möllemann traut, so etwas in Deutschland zu sagen.

Als Deutscher dürfen sie das nämlich gar nicht. Als Deutscher dürfen
sie für die Vorgehensweise der israelischen Armee in den
palästinensischen Gebieten nur Verständnis äußern; sie dürfen auf
keinen Fall die Wahrheit sagen, sonst haben sie direkt Michel
Friedmann am Hals -- und dann wirds klebrig.

Ich sagen ihnen: der Kanzler färbt, aber Friedmann fettet.

Ganz ehrlich. Ich muß ihnen ehrlich sagen, ich werde es Paul Spiegel
und Michel Friedmann im Leben nicht verzeihen können, daß die mich
nach fast 20 Jahren dazu gebracht haben, Jürgen W. Möllemann
öffentlich in Schutz nehmen zu müssen -- das kann ich nicht
verzeihen."

---
Volker Pispers, Kabarettist


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Redrum

21.02.2003, 13:49 Profil von Füge  deiner Freunde-Liste hinzu Email an Redrum senden Homepage von Redrum Füge Redrum in deine Contact-Liste ein
FuManShu
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FuManShu ist offline
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Zitat:
Sie müssen sich die Nord-Allianz wie so eine Art bewaffnete F.D.P. vorstellen.
Der is hart


Eine gelungene Satirische zusammenfassung des politischen unfugs der letzten 2 Jahre (und der geschichte davor)


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21.02.2003, 14:39 Profil von Füge  deiner Freunde-Liste hinzu Email an FuManShu senden
BA
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BA ist offline
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ich wusste gar nicht, dass volker pispers so bekannt ist. ich habe 3 cds von ihm.


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21.02.2003, 23:02 Profil von Füge  deiner Freunde-Liste hinzu Email an BA senden
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